Schreibkraft
Heiner Frost

Schwalbe, Helm und Elefant

Dirk Knickhoff und Ulrike Scholder. Foto: DK/US

Kennenlerngeschichten atmen immer den Hauch des Wunderbaren. Der 22. Juni 1997 war ein Sonntag. Für Ulrike und Dirk war es der Beziehungsstarttag. Der Kennenlerntag – fand im Mai statt. 25 Jahre ist das her. Eine Silbergeschichte also …

Ulrike kam aus Stuttgart. Ihr Ziel: Musiktherapiestudium in Nimwegen. Von Stuttgart an den Niederrhein – das bedeutet: Reise in eine andere Welt. „Wenn du aus dem Süden kommst, ist Niederländisch eine echte Fremdsprache“, sagt Ulrike. Der Anfang: ein Crashkurs. „Das war schon krass“, sagt sie.
Dann: eine Stellenanzeige in der Zeitung: ‚Aushilfe gesucht.‘ Die Gaststätte „Zu den Forellenteichen“ in Nütterden suchte und fand …: Ulrike. Die kam, wenn sie arbeitete, per Schwalbe. Es geht nicht um Vögel oder Fußball. Schwalbe – das ist in diesem Fall ein Zweirad auf der Grenze zwischen Moped und Roller. Auf Ulrikes Kopf: ein Schubert-Helm. „Das ist ein Helm, den du sofort erkennst“, sagt Dirk.

Jetzt kommt Volker ins Spiel: Ein Freund aus dem Fitness-Studio, wo sie Dirk ‚die Fahrradspeiche‘ nannten. Er hatte nichts am Hut mit den Muskelmaschinen – er saß auf dem Spinning-Rad. Volker lud Dirk in die Forellenteiche ein: „Besuch mich mal in der Küche“, sprach der Koch und Dirk kam mit der Ducati. Auf dem Dirkkopf: ein Schubert-Helm. Ein Doppelgängerhelm. Es gibt keine Zufälle …

Im Gasthaus: der erste Blickkontakt. Ein erstes Kribbeln im Dirkmagen. „Es fühlte sich an, als würden wir uns seit Ewigkeiten kennen“, sagt Dirk. Und Ulrike? Sie sah den Helm, der genau so aussah wie ihrer. „Eigentlich war das gar nicht mein Helm. Ich hatte ihn von einer Freundin geborgt.“ Dirklicherseits ging es jetzt um eine erste Kontaktaufnahme: Vor dem ersten Ansprechen: allen Mut zusammennehmen. Im Drehbuch fürs Kennenlernen gibt es reichlich Dialogvorschläge. „Wir können ja mal zusammen ins Museum gehen“, gehört wahrscheinlich nicht in die Top 100. Ulrike: „Wenn du in einer Gaststätte arbeitest, wirst du öfter mal angeflirtet. In solchen Fällen habe ich dann meist gesagt, dass ich einen Freund in Stuttgart habe.“ Die Museumsfrage allerdings beantwortet Ulrike mit einem Bierdeckel: Diebels Alt. Aufschrift: „Ein schöner Tag.“ Na bitte.Veredelt wurde der Deckel dann mit Ulrikes Telefonnummer. „Den Deckel haben wir noch“, sagt Dirk. „Der hat einen Ehrenplatz in unserer Wohnung.“

Schwalbe, Ducati und die Helme: Längst abgereist ins Land des Verschwindens. Und der Museumsbesuch? Der fand statt. Die beiden gingen ins brandneue Museum Kurhaus Kleve. Na bitte: Ein beziehungsstiftendes Kunstmuseum – das ist doch mal eine Werbegeschichte. Für Dirk war es damals übrigens eine Kunstmuseumspremiere. Das Museum und die Beziehung: Beide sind gewachsen. Und nicht nur das: Ulrike und Dirk besuchten später zusammen die HBK. Das steht für Hochschule der bildenden Künste: „Die HBK Essen ist eine staatlich anerkannte private Kunsthochschule mit Hauptsitz in Essen und einem weiteren Campus in Wuppertal. Die junge Hochschule bietet drei künstlerische Studiengänge mit dem Abschluss Bachelor of Fine Arts.“ Eigentlich sollten die im Museum Ulrike und Dirk mal auf ein Gläschen Sekt nebst Kuchen ins Museumscafé einladen: Jubiläum feiern.

Was wurde eigentlich gezeigt damals? Das hängt davon ab, wann Ulrike und Dirk ins Museum gegangen sind. Ab dem 1. Oktober `97 waren Bilder von Pia Fries zu sehen. Und dann war da noch der Elefant von Katharina Fritsch. Elefanten haben bekanntlich ein gutes Gedächtnis. Man müsste mal nachfragen …