Schreibkraft
Heiner Frost

Schule Kunst Museum – eine Hausbesetzung

Foto: Rüdiger Dehnen

Die Frage: Ab wann ist es Kunst? Sind Museen veredelnde Orte? Nicht unbedingt. Auf jeden Fall nicht ausschließlich. Es gibt – abseits des Institutionalisierten – große, wichtige, bedeutende Kunst … Ein anderer Schauplatz. Im Museum Kurhaus Kleve jedenfalls sind derzeit eine Woche lang Arbeiten von Schülern zu sehen: Schule Kunst Museum: Ein Wegweiser? Ein Gradmesser? Auf jeden Fall ein Zielort – einer, den anzusehen sich lohnt.

Foto: Rüdiger Dehnen

Kulminieren

Im musealen Text ist vom „größten Klever Bildungsnetzwerk“ die Rede. Nochmals die Eckdaten: Schule Kunst Museum ist vom 25. Februar bis zum 5. März täglich zu sehen – täglich, außer montags, versteht sich, denn Museen sind in der Regel montäglich nicht für Besucher geöffnet. Wer macht mit? Das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium, die Gesamtschule am Forstgarten, die Joseph Beuys Gesamtschule, die Karl Kisters Realschule, das Konrad Adenauer Gymnasium, das Berufskolleg Kleve und die Förderschule Haus Freudenberg. Es ist die 19. Auflage einer Veranstaltung, die bereits beim bundesweiten Wettbewerb „Kinder zum Olymp“ prämiert wurde.

„Am Eröffnungswochenende“, heißt es in einem Pressetext, „kulminiert eine Kooperation, die das gesamte Jahr hindurch zwischen allen weiterführenden Klever Schulen und dem Museum Kurhaus betrieben wird.“ Es geht, darum, „junge Menschen kulturell zu bilden und ihnen ein Bewusstsein für zeitaktuelle und kulturhistorische Inhalte und Belange zu verschaffen.“ Schule Kunst Museum ist also ein Ergebnis – ein Output, eine Station, eine Inaugenscheinnahme, eine Vereinnahmung … eine Art Hausbesetzung in Sachen Kunst.

Angefixt

Foto: Rüdiger Dehnen

Man geht hin und wird irgendwie gleich angefixt von der Vielfalt. Da melden sich lauter Stimmen zu Wort, die bisher unerhört – also ungesehen – waren. Hier geht es nicht darum, das Gesehene einzuordnen. Es geht nicht um Notenvergabe. Schule Kunst Museum ist der Beweis dafür, dass weitergedacht wird – dass eine Dramaturgie außerhalb des vermeintlich Großen existiert. Es entsteht ein wohliges Rauschen im Hirn. Was da sichtbar wird, ist eine Medizin gegen den Kulturpessimismus. Man kann die Wassolldasfrage einfach mal zuhause in den Schrank sperren. Es ist wie immer, wenn es um Kunst geht: Es ist nicht alles für alle. Den einen spricht dies an, den anderen das. So entsteht nicht nur Vielfalt, sondern – was viel entscheidender ist: Lebendigkeit. Irgendwie weht ein frischer Wind – keiner, bei dem man den Kragen höher schlägt, sondern einer zum Durchatmen. Irgendwo an der Wand steht: „Du bist mit deinen Macken perfekt.“ Ja. Genau. Der Tip: Mal wieder ins Museum gehen. Die Frage: Kann man gratulieren? Die Antwort. Nein. Man kann nicht – man muss.

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