Schreibkraft
Heiner Frost

Osterhase und Autokino

Foto: Rüdiger Dehnen

Schade eigentlich: Kinos gelten nicht als systemrelevant. Infolgedessen gilt: Kino momentan nur im „Home-Office“.(„Laut Landesverordnung NRW bleiben wir bis zum 19. April geschlossen“, steht als „Ansage“ auf der Kino-Homepage des Kinos.),Und wie wär‘s, wenn man die gute alte Zeit des Autokinos neu beleben würde? Antwort von Reinhard Berens, Chef des Klever Tichelpark-Kinos: „Warum eigentlich nicht.“

Telefon

Derzeit verbringt Berens die meiste Zeit am Telefon. „So eine Idee setzt man nicht von jetzt auf gleich um“, sagt er. Sein Traum: „Ab Ostermontag läuft der Kinobetrieb – auf Autobasis.“ Was wird gebraucht: Eine Leinwand natürlich – eine LED-Leinwand. „Diese Technik macht es möglich, auch bei Tageslicht Filme zu zeigen“, erklärt Berens. Zwei Nachmittags- und eine Abendvorstellung (14.30, 17 und 20 Uhr) sollen stattfinden – vier Wochen lang. „Wir gehen momentan nicht davon aus, dass wir nach den Osterferien unser Kino wieder eröffnen dürfen. Also planen wir erst einmal mit vier Wochen – maximal. Sollte sich die Situation allerdings vorher ändern, werden wir natürlich wieder auf den regulären Kinobetrieb umschalten.“
Zurück zu den Voraussetzungen. Eine Leinwand allein macht noch kein Autokino – es sei denn, man zeigt nur Stummfilme. „Wir werden den Ton über einen UKW-Sender übertragen. Unsere Besucher brauchen also ein Autoradio.“ Die UKW-Lösung bedeutet auch: „Niemand von unseren Nachbarn muss sich über Lärmbelästigung Gedanken machen, denn die wird nicht stattfinden.“

Getränke selber mitbringen

Wie sieht es eigentlich mit dem Catering aus? Auch da hat Berens genaue Vorstellungen. „Die Getränke müssen mitgebracht werden. Wir bieten ausschließlich Popcorn und Nachos an.“ Und das geht so: Wer sein Ticket (natürlich ausnahmslos online) bucht, muss gleichzeitig Popcorn und oder Nachos buchen (selbstverständlich nur, falls gewünscht). Sobald ein Kinobesucher dann vorfährt, bekommt er eine Papiertüte an den Außenspiegel gehängt. Berens: „Die Autofenster bleiben geschlossen. Wir werden keinerlei direkten Kontakt zu den Kunden haben.“ Natürlich könnte man sich auch Stullen, Chips oder Schokolade von zuhause mitbringen. Alles kann – nichts muss. Toilettenwagen stehen bereit. Berens: „Das müssen wir machen, um das Autokino genehmigt zu bekommen“, sagt Berens. Das eigentliche Kino darf nicht geöffnet werden.

Foto: Rüdiger Dehnen

20 Euro pro Auto

Und was kostet der Spaß? Berens: „Ursprünglich haben wir gedacht, wir bekommen das mit dem normalen Preis von 8 Euro hin.“ Das hat sich als illusorisch erwiesen. Stand jetzt: Preis pro Auto: 20 Euro. Da dürften ja dann schon mal zwei Menschen drin sitzen. Und wenn es zum Kinderprogramm geht, auch mehr – sofern sie denn aus demselben Haushalt stammen.
Berens ist sicher, dass die Eltern dem Filmangebot entgegenfiebern. „Sie ahnen nicht, wie viele Anrufe wir von Eltern bekommen, die uns fragen, aber wann die Kinderfilme wieder laufen.“
Ach ja – was wird‘s denn zu sehen geben im Klever Autokino? Berens: „Da die Kino-Technik andere Schnittstellen voraussetzt, als das, was wir für eine LED-Leinwand brauchen, werden wir nicht die top-aktuellen Filme zeigen können.“ Immerhin: Die Känguru-Chroniken wird es geben – und den oscarprämierten Film „Parasite“. Was genau angeboten wird, ist – wahrscheinlich ab Gründonnerstag – auf der Internetseite des Kinos (https://www.kleverkinos.de/programm) oder auf der entsprechenden Facebook-Seite zu finden. Auf der Kino-Seite wird, wenn es losgeht, auch gebucht werden können.

Crowd-Funding muss!

In Kleve stehen mindestens 100 Plätze zu Verfügung. Derzeit plant Berens auch Vorführungen auf dem Flughafengelände in Weeze und Anfragen aus Willich und Mönchengladbach liegen vor. „Trotzdem können wir all das nicht ohne Unterstützung hinbekommen“, sagt Berens. Längst laufen Crowd-Funding-Projekte. „Jede Spende ist willkommen“, sagt der Chef. Das kann die 5-Euro-Spende sein, „wir nehmen aber selbstverständlich auch Spenden von Unternehmen an, denen wir im Gegenzug dann Präsenz auf der Leinwand oder aber mit Bandenwerbung bieten“, erklärt Berens.

Foto: Rüdiger Dehnen