Schreibkraft
Heiner Frost

„Und nächstes Mal muss Mama mit!“

Auf geht’s

„Wohlaufgemerkt nun also: Wir machen einen Ausflug“, prahlt der Vater. „Aber Papa, guck doch mal nach draußen!“ Die Tochter zeigt sich unbegeistert. Macht nix „Wir fahren trotzdem. Auf, in den Freizeitpark.“ „Aber Papaaa, ich hab’ keinen Taucheranzug, und du gehst nicht gerne schwimmen.“ Draußen regnet es das, was der Niederrheiner Bindfäden und manch anderer Hunde und Katzen nennt. Nicht eben die Sorte Wetter, das Lust auf mehr macht. Aber man muss der Tochter ja nicht gleich sagen, dass es auch überdachte Freizeitparks gibt. „Ich kann nur hoffen, dass es in Holland nicht regnet“, droht das Kind, „sonst krieg’ ich nämlich schlechte Laune!“ (Von wegen kriegen …) Der Vater macht in ahnungslos. Wir woll’n doch mal sehen, wie sich der Nachmittag noch so entwickelt. Der elektronische Copilot gibt sein Bestes. Kleve – Sevenum: 57 Kilometer. Na denn: Richtung Holland, und dann mal weitersehen. Das Ziel: Toverland. Toverland bei Venlo. Die übliche ‘Vier-Minuten-nach-dem-Start-Frage’: „Papa, ist es noch weit?“ „Nein. Wir brauchen ungefähr 50 Minuten. Sei froh, dass wir so lange im Auto sitzen. Da ist es wenigstens trocken.“

Ankunft

„Papa, der Copilot sagt, es sind noch 600 Meter. Hier ist aber doch überall Wiese.“ „Geduld, Kind. Schau nach rechts nach dem Ende des Waldes. Jjjjjjjjetzt! Was siehst du?“ „Papa, ich werd verrückt: Da is ja ein Dach drauf. Su-per!“ Na dann: Auf ins Vergnügen. Der Toverland-Kalender sagt: heute ist ein ruhiger Tag. Farbe: Grün. Es gibt auch rote Tage.  Da ist dann richtig was los. Dazwischen: Gelbe Tage. Es gibt überhaupt viele Tage in Toverland, denn geöffnet wird 365 Mal im Jahr. „Papa, kann man auch Heiligabend hier hin?“ „Kann man. Heiligabend ist einer von den roten Tagen. Und jetzt wollen wir doch mal sehen, wie’s dir gefällt. Wir sind ja schließlich nicht zum Spaß hier.“ „Du machst Witze, Papa.“ „Jau!“

Das Allwetterkarussell

Toverland ist ein Spaßuniversum mit Regenschutz – eine Art Allwetterkarussell. Bei Regen hübsch trocken – bei Hitze schön kühl, und wenn’s draußen kalt ist: Lecker warm. ‚Lekker gezellig‘ sowieso. Eltern sind notfalls  im Café abzugeben. Es gibt reichlich Zerstreuung. Gleich am Eingang geht’s rund: Kettenkarussell indoors. Das macht ganz schön Wind, und schräg stellen kann es sich auch. Die Tochter stürzt sich ins Vergnügen. „Ich geh’ mal allein da rein. Du verträgst das ja sowieso nicht.“ Gut, dass wir mal drüber gesprochen haben. Neuigkeiten: „Wir können auch drinnen nass werden.“  „Wieso? Is was kapuhutt?“  „Nein, es ist kein Loch im Hallendach, aber es gibt die Wildwasserbahn und eine Wasserrutsche.“ Man klettert bis kurz  unters Dach und dann spricht die Knef: „Von nun an ging’s bergab.“ Heidewitzka, Herr Kapitän. Die Tochter analysiert die Lage: „Papa, das is nix für dich“, und stürzt sich ins Gerutsche. Dass kein falscher Eindruck entsteht: Viele Eltern rutschen mit Begeisterung mit den Kleinen und auch allein. Aber manche Tochter schätzt ihren Vater richtig ein. Nicht immer, aber immer öfter. „Vielleicht willst du ja mit in die Achterbahn, Papa?“ Die Frage wäre jetzt allerdings überflüssig gewesen. „Papa, wie schreibt man ‘vielleicht’?“ „Warum?“ „Vielleicht können wir ja am Wochenende nochmal hierhin kommen und Mama mitnehmen. Also: Wie schreibt man ‘vielleicht’?“ „Das kann ich dir sagen: Wie wenigschwer.“ „“Papa, du machst Witze.“ „Jau!“

Das g-Wort

Die Achterbahn unterm Hallendach gibt ihr Bestes, Die Tochter befindet: „Das ist ja voll gut“, und benutzt an Satzende ein anderes g-Wort. „Und Papa, weißt du, was ich gesehen habe? Da draußen steht ein großes Holzgerüst. Da bauen die wohl eine Achterbahn für den Sommer.“ „Stimmt.“  Nur, dass das Holz nicht das Gerüst ist, sondern die Bahn selbst. “Das wird hier die modernste Holzachterbahn in Europa“, erklärt der Vater. Die wird 32 Meter hoch und über einen Kilometer lang.“ „So lang sieht das gar nicht aus, Papa.“ „Das muss an den Kurven liegen.“ „Können wir dann im Sommer wieder hier hin fahren“, befiehlt die Tochter im Frageton. „Ja. Also dann im Sommer und nicht am nächsten Wochenende?“ „Dann auch.“ „Papa, ist so eine Achterbahn teuer?“ „So um die 6 Millionen Fünfhunderttausend.“ „Ist das viel?“ „Ochott, ja.“ „Wie lange musst du dafür arbeiten?“ „Möchtest du vielleicht was Trinken …?“

Hollahitü!

In Halle zwei klingt’s a bisserl bayerisch. „Papa, darf ich Rodeln?“ „Klar doch.“ „Willst du mihit?“ „Nein, ich mach ein Foto.“ „Okay! Ich wink dir dann. Hollahitü!“ Außer der Rodelbahn gibt’s in Halle zwei auch noch wildes Wasser. Da dreht sich das Boot und saust rückwärts nach unten. („Papa, da kannst du allein rein.“) Wenn draußen nicht der Regen tobt, gibt es auch da jede Menge Verlockungen. Die Tochter merkt für trockene Zeiten den Irrgarten vor. Klettern möchte sie dann natürlich auch. „Der Turm ist voll …“ (Is klar!) „Papa, da gibt es auch was für dich.“ „Is nich wahr – lass sehen.“ „Also das heißt Booster Bike und ist so eine Art Achterbahn. Da fährst du dann mit 75 Sachen auf einem Motorrad durch die Luft.“ Aha. (Das könnte was für Mama sein.) „Und wir können hier auch Picknick machen und unsere eigenen Sachen mitbringen, Papa. Und Theater gibt’s hier auch. Und man braucht nicht mal einen Taucheranzug.“ (Dann folgt letztmalig das g-Wort.) Der Vater verspricht erneut-wochenendliche Anreise. „Aber nur, wenn Mama mitkommt.“