Da möchte also einer, dass man die Bilder hören kann – möchte das Gesehene übersetzen. Da baut einer die Maschine zum Erfassen einer Zwischen-Etage der Wahrnehmung. Der Mann heißt Dirk Knickhoff. Knickhoff ist Künstler. Und Techniker bei der Telekom. Diese Kombination allein, denkt man, ist ja schon ein Kunstwerk.
Kunst entsteht ja durch Leben, im Leben, aus dem Leben. Worthülsen? Bei Knickhoff ist das garantiert nicht der Fall. Da erdet einer die Kunst in einer Wirklichkeit, die ins Leben greift. Knickhoff ist einer, der, wenn er im Dienst ist, den Menschen nahe kommt. Es ist ja eine Sache, einen Laden zu haben und dort Kunden zu begrüßen. Knickhoff aber ist einer, der die Menschen zuhause aufsucht – einer, der Einblicke ins Private hat. Leben echt. Einer, der dem Leben auf den Grund geht und der Technik auch. Knickhoff ist also ein Laborant – ein Spurensucher und Spurenleger.
Gegengewicht
Für ihn stand früh fest, dass er ein Gegengewicht brauchte. Er absolvierte – parallel zu seinem Technikerdasein ein berufsbegleitendes Kunststudium. Knickhoffs Antrieb, die Dinge zu ergünden – sich ihnen zu nähern – begann aber noch vor dem Berufsleben. „Wenn früher Sperrmüll in der Straße war, wusste mein Lehrer, dass ich später komme“, sagt er.
2002 begann Knickhoff sein berufsbegleitendes Studium in Essen, 2008 wurde er Meisterschüler von Thomas Zika. Für einen wie ihn ist Kunst immer auch Nachdenken über das Innere des Maschinenraums Gesellschaft. Man sieht das nicht unbedingt in seinen Arbeiten – das Nachdenken über den Zustand der Welt ist bei ihm kein Label.
Der verborgene Antrieb
Es ist gewissermaßen die unsichtbare Zugabe – der verborgene Antrieb. Knickhoff ist keiner, der – Fahne vorweg – durch die Landschaft schwadroniert und lauthals Personalevangelien verkündet. Er definiert sich nicht als Botschafter, aber seine Kunst untersucht – ist Untersuchung. Knickhoff ist ein „Man in Black“ – einer, der sich im eigenen Schatten auskennt.
Nicht selten beginnt ein Arbeitsprozess konzeptionell: Knickhoff beginnt mit dem Gerüst, das danach freies Bewegen im abgesteckten Raum ermöglicht. Da ist zuerst das Formgerüst – der Gedanke. Dann wird die Welt darin eingehängt – anders, als wir sie einhängen würden.
Die Welt abtasten
Die Maschine zum Beispiel: 296 Pinhole Cameras tasten die Welt ab. Was sie abtasten, ist auch eine Abtastung: Knickhoff hat Filme gedreht. Mit dem Smartphone. Er hat aus den Farbfilmen eine Schwarzweißwelt gemacht. Die Filme laufen ab. Die Maschine ‚betrachtet‘ sie aus 296 Augen und lässt aus Hell, Dunkel und Dazwischen Töne entstehen – transformiert, was zu sehen ist, in Schwingendes: Her(t)zflackern im unteren Frequenzbereich entsteht. Es grummelt aus den Boxen. Knickhoff reicht es nicht, die Welt zu reproduzieren – er baut das Lebenslabor – untersucht ihre Zustände und damit nicht selten auch die Seele.
Man muss, befasst man sich mit Knickhoffs Maschine, nicht Techniker sein – man muss nicht verstehen, was zwischen der abgetasteten Wirklichkeit und den Lautsprechern, in denen sie hörbar wird, passiert.
Natürlich kann die Maschine nicht aus dem, was ist, eine Essenz auspressen. Die Essenz findet in der Betrachtung statt. Knickhoffs Maschine ist keine Lösungsmaschine. Sie ist noch weniger eine Erlösungsmaschine. Sie ist – vielleicht kann man das sagen – ein Auge ohne Hirn. Das Hirn wird ausgelagert: Der Betrachter wird zum Denkappartment der Maschine – sie nistet sich ein. Wohnt zur Untermiete.
Schaltkreise
Noch eines ist wichtig: Die Maschine ist nicht fertig. Sie ist kein fertiges Foto, das man rahmen und an die Wand hängen würde. Sie arbeitet an der Schnittstelle zwischen Negativ und Positiv. Die Maschine hat Potential und ist auch der eindrucksvolle Beweis für die Tatsache, dass Kunst am Ende mehr ist (und sein sollte) als eine Kombination von Schaltkreisen. Knickhoffs Maschine ist ein Instrument. Jeder spielt seine eigene Partitur, auch wenn das zu Sichtbare vorproduziert ist. Die Maschine ist – auch das kann man denken – eine Art Zündkerze für das Nachdenken über die Kunst und deren Möglichkeiten und ‚Aufgaben‘. Die Maschine ist, auch wenn es sie wirklich gibt, auch ein Gedankenexperiment.
Umgraben
KLEVE. Da möchte also einer, dass man die Bilder hören kann – möchte das Gesehene übersetzen. Da baut einer die Maschine zum Erfassen einer Zwischen-Etage der Wahrnehmung. Der Mann heißt Dirk Knickhoff. Knickhoff ist Künstler. Und Techniker bei der Telekom. Diese Kombination allein, denkt man, ist ja schon ein Kunstwerk.
Kunst entsteht ja durch Leben, im Leben, aus dem Leben. Worthülsen? Bei Knickhoff ist das garantiert nicht der Fall. Da erdet einer die Kunst in einer Wirklichkeit, die ins Leben greift. Knickhoff ist einer, der, wenn er im Dienst ist, den Menschen nahe kommt. Es ist eine Sache, einen Laden zu haben und dort Kunden zu begrüßen. Knickhoff aber ist einer, der die Menschen zuhause aufsucht und Einblicke ins Private hat. Leben in echt. Einer, der dem Leben auf den Grund geht und der Technik auch. Knickhoff ist also ein Laborant – ein Spurensucher und Spurenleger.
Für ihn stand früh fest, dass er ein Gegengewicht brauchte. Er absolvierte – parallel zu seinem Technikerdasein ein berufsbegleitendes Kunststudium. Knickhoffs Antrieb, die Dinge zu ergründen – sich ihnen zu nähern – begann aber noch vor dem Berufsleben. „Wenn früher Sperrmüll in der Straße war, wusste mein Lehrer, dass ich später komme“, sagt er.
2002 begann Knickhoff sein berufsbegleitendes Studium in Essen, 2008 wurde er Meisterschüler von Thomas Zika. Für einen wie ihn ist Kunst immer auch Nachdenken über das Innere des Maschinenraums Gesellschaft. Man sieht das nicht unbedingt in seinen Arbeiten – das Nachdenken über den Zustand der Welt ist bei ihm kein Label. Es ist gewissermaßen die unsichtbare Zugabe – der verborgene Antrieb. Knickhoff ist keiner, der – Fahne vorweg – durch die Landschaft schwadroniert und lauthals Personalevangelien verkündet. Er definiert sich nicht als Botschafter, aber seine Kunst untersucht – ist Untersuchung. Knickhoff ist ein „Man in Black“ – einer, der sich bestens auch im eigenen Schatten auskennt.
Nicht selten beginnt ein Arbeitsprozess konzeptionell: Knickhoff beginnt mit dem Gerüst, das danach freies Bewegen im abgesteckten Raum ermöglicht. Da ist zuerst der Gedanke. Dann wird die Welt darin eingehängt – anders, als wir sie einhängen würden.
Die Maschine zum Beispiel: 296 Pinhole Cameras tasten die Welt ab. Was sie abtasten, ist selbst eine Abtastung: Knickhoff hat Filme gedreht. Mit dem Smartphone. Er hat aus den Farbfilmen eine Schwarzweißwelt gemacht. Die Filme laufen ab. Die Maschine ‚betrachtet‘ sie aus 296 Augen und lässt aus Hell, Dunkel und Dazwischen Töne entstehen – transformiert, was zu sehen ist, in Schwingendes: Her(t)zflackern im unteren Frequenzbereich entsteht. Es grummelt aus den Boxen. Für Knickhoff reicht es nicht, die Welt zu reproduzieren – er baut das Lebenslabor – untersucht ihre Zustände und damit nicht selten auch die Seele.
Man muss, befasst man sich mit Knickhoffs Maschine, nicht Techniker sein – man muss nicht verstehen, was zwischen der abgetasteten Wirklichkeit und den Lautsprechern, in denen sie hörbar wird, passiert.
Natürlich kann die Maschine nicht aus dem, was ist, eine Essenz auspressen. Die Essenz findet in der Betrachtung statt. Knickhoffs Maschine ist keine Lösungsmaschine. Sie ist noch weniger eine Erlösungsmaschine. Sie ist – vielleicht kann man das sagen – ein Auge ohne Hirn. Das Hirn wird ausgelagert: Der Betrachter wird zum Denkappartment für die Maschine – sie nistet sich ein. Wohnt zur Untermiete.
Noch eines ist wichtig: Die Maschine ist nicht fertig. Sie ist kein fertiges Foto, das man rahmen und an die Wand hängen würde. Sie arbeitet – um im und beim Bild zu bleiben – an der Schnittstelle zwischen Negativ und Positiv. Sie hat Potential und ist der eindrucksvolle Beweis für die Tatsache, dass Kunst am Ende mehr ist (und sein sollte) als eine Kombination von Schaltkreisen. Knickhoffs Maschine ist ein Instrument. Jeder spielt seine eigene Partitur, auch wenn das Sichtbare vorproduziert ist. Die Maschine ist – auch das kann man denken – eine Art Zündkerze für das Nachdenken über die Kunst und deren Möglichkeiten und ‚Aufgaben‘. Die Maschine ist, auch wenn es sie tatsächlich gibt, gleichzeitig ein Gedankenexperiment. Noch eines ist wichtig: Knickhoff auf die Maschine zu reduzieren wäre grob fahrlässig. Wer sich mit seinen Arbeiten beschäftigt, sieht sich einer enormen Bandbreite gegenüber. Was immer auch entsteht oder entstand, scheint seinen Ausgangspunkt im Untersuchen der Wirklichkeiten zu haben. Nur in einer einzigen Wirklichkeit zu denken, wäre fatal. Am Ende ist es nicht wichtig zu wissen, wo Knickhoff gestartet ist, wenn man seine Arbeiten betrachtet. Es ist nicht wichtig zu wissen, ob und wo es ein Ziel gibt oder gab. Es bleibt dieses Bild: Da gräbt einer permanent den Boden um – setzt Oberfläche und Untergrund in ein immerneues Verhältnis, lotet Spannungen aus: im wörtlichen und im übertragenen Sinn. Knickhoffs Weltenlabor …