Schreibkraft
Heiner Frost

Der Tod im Shanghai

Foto: Rüdiger Dehnen

Es war vor zehn Jahren, als Alexander die Hülse sah. Sie stand in einem Setzkasten im Wohnzimmer. Neben der Hülse: Ein Feuerzeug. Kinder stellen Fragen: „Papa, was soll die Hülse in deinem Setzkasten?“ Es war die Zeit gekommen, eine Geschichte zu erzählen — eine Geschichte aus der ‘bleiernen Zeit’.

Der Bärenführer

Reinhard hatte immer Polizist werden wollen. Seine Ausbildung beendete er 1975. Es war die Zeit des Terrors in Deutschland. Reinhard kam vom Niederrhein und hatte drei Möglichkeiten: Bonn, Köln, Düsseldorf. „Bonn, das war Objektschutz. Das wollte doch keiner machen. Und Köln war nie mein Universum.“

Das Greenhorn kam nach Düsseldorf. Altstadtwache. „Für einen, der vom Land kommt, war das doch, als würden sie dich nach Manhattan schicken.“ Jeder Neue hatte seinen Bärenführer. „So nannten wir die erfahrenen Kollegen, neben denen wir hertapsten wie ein junger Bär.“ Altstadtwache Düsseldorf – das war für Reinhard eine andere Welt. Es war eine Welt, angefüllt mit Menschen, die man Penner nannte. Es war eine Welt, durch die Drogendealer spazierten, eine Plastiktüte in der Hand, und drin waren Haschischplatten. „Wenn ich morgens zum Dienst kam, hatte ich vom Parkplatz bis zur Wache drei bis fünf Anzeigen geschrieben.“ BTMG. (Betäubungsmittelgesetz.) „Für die, mit denen wir zu tun hatten, waren wir Bullen. Feinde. Der Ton war rau“, erinnert sich Reinhard. „Und irgendwann passt du dich an.“

Während Reinhard und seine Kollegen den Altstadtkrieg führten, tobte in Deutschland ein ganz anderer Kampf. Terroristenfahndung. Überall hingen die Plakate und überall gab es Menschen, die nicht nur die Fahndungsfotos sahen, sondern auch die Zahl unten auf dem Plakat. Für Hinweise, die zur Ergreifung der hier abgebildeten Personen führen, ist eine Belohnung von 50.000 Mark ausgesetzt. „Damals haben viele Leute viel gesehen“, beschreibt es Reinhard heute. Es gab viel Einsätze. Am Anfang rief jemand eine Wache an, und es rückten gleich sechs Streifenwagen aus. Beim dritten Mal waren es vielleicht noch drei. Irgendwann später wurde ein Kollege von der Fußstreife angefunkt: „Schau dir das doch mal an.“ Es war das Jahr 1977. Reinhard hatte genug von der Altstadt und wollte etwas anderes. „Damals konntest du dich für alles Mögliche bewerben.“ Das SEK (Sondereinsatzkommando) kam für Reinhard nicht in Frage. „Das war ziemlich beziehungsgefährdend.“ Und Reinhard war glücklich verheiratet. Mit seiner Jugendliebe. Mit 16 kennengelernt. Später geheiratet. Gesucht. Gefunden. Nie bereut. Bis heute nicht.

Zwei Daumen überm Kragen

Reinhard interessierte sich für den Personenschutz. Kein Problem. Er bewarb sich und wurde genommen. Da war nur eine Kleinigkeit im Vorfeld: Personenschützer müssen treffsicher sein. Schützen geht nicht ohne Schießen. „Die Ausbildung zum Präzisionsschützen war für mich nicht mehr als ein Teil des Weges zum Ziel.“ Und das Ziel hieß: Personenschutz. Reinhard lernte, wie man professionell tötet. Professionell töten heißt: Schnell töten. „Du schießt nicht ins Herz.“

Wer aus der Distanz ein Ziel mit dem Präzisionsgewehr ausschalten soll, zielt direkt unterhalb der Nasenlöcher, oder – von hinten — einen daumenbreit über dem Hemdkragen. „Du schaltest das Kleinhirn aus. Da geht dann nichts mehr.“ Geschossen wurde Tag für Tag. „Drei Pistolen habe ich während der Ausbildung verschlissen.“

Und mit fortschreitender Ausbildungsdauer wird eines zur drohenden Gewissheit: Im Fall aller Fälle geht es darum, ein Leben zu nehmen. „Das machst du dir zwar klar, aber es ist eben doch nur Theorie.“ Menschen sind Ziele und ‚Erschießen‘ wird zu ‚Ausschalten‘. Wo die einen auf Scheiben schießen, suchen die Präzisionsschützen Herausforderungen anderer Art. „Wir haben auf daumennagelgroße Pflaster geschossen. Und das auf eine Entfernung von hundert Metern und mehr.“ Papa, was soll die Hülse in deinem Setzkasten? Auch Hülsen dienten als Ziele. Reinhard wurde zum landesbesten Schützen. Am Ende der Ausbildung war aus dem Bullen vom Altstadtrevier ein Spezialist in Sachen Präzisionsschießen geworden. Du musst gleich unterhalb der Nasenlöcher treffen oder einen daumenbreit über dem Kragen. Schießen konnte Reinhard jetzt aus jeder Position. Töten als Theorie. „Natürlich denkst du darüber nach, dass du irgendwann deine Waffe einsetzen musst.“ Aber das Nachdenken ist nicht die Wirklichkeit. Papa, wozu hast du das Feuerzeug in den Setzkasten gelegt? Reinhard begann seinen Dienst als Personenschützer.

Richter, Dackel und Beamte

In Stockholm stürmte ein RAF-Komando am 25. April 1975 die Deutsche Botschaft und tötete im Verlauf einer Geiselnahme zwei Diplomaten. Ein Terrorist kam bei einer versehentlich ausgelösten Detonation ums Leben. Ein Zweiter erlag am 5. Mai seinen schweren Verletzungen: Siegfried Hausner. Nach ihm benannte sich später das Kommando, das die Schleyer Entführung plante und durchführte. Der Erste, um den Reinhard sich zu kümmern hatte, war der vorsitzende Richter im Stockholm-Prozess.

„Der Mann hatte Angst. Morgens fuhr der zum Gericht. Wir immer hinterher, und der fuhr fast an jeder Ampel bei Rot.“ Reinhard und seine Kollegen schützten den Richter praktisch überall. „Wenn der mit seiner Familie zum Einkaufen ging, dann waren wir dabei.“ Einen anderen Richter begleiteten die Personenschützer oft genug auch beim Wandern in der Eifel. Das Szenario: Richter, Dackel und Beamte. „Da haben wir uns die Hacken abgelaufen. Und ich hatte schon gedacht, ich wäre in der Altstadt viel unterwegs gewesen.“ Es bestand kein Unterschied zwischen SEK und Personenschutz. Reinhard schob jede Menge Überstunden. Und die Beziehung litt. „Es war ja kaum noch etwas planbar.“ Der Personenschützer Reinhard wollte zurück und kam zur Hauptwache Düsseldorf. Es wurde eine schöne Zeit. „Wir hatten eine tolle Mannschaft. Und so eine Schicht, das ist ja wie Familie. Die siehst du mehr als deine Leute zuhause.“ Aus dem Greenhorn des Jahres 1975 war längst der Profi des Jahres 1978 geworden. Altstadtbulle, Präzisionsschütze, Personenschützer. Jetzt war Reinhard in Zivil unterwegs. Papa, wozu hast du das Feuerzeug in den Setzkasten gelegt?

Fahrt doch mal zur Karlstraße

Dann kam der 6. September des Jahres 1978. Es war ein Mittwoch. Reinhard war 24 Jahre alt. Seinen Dienst trat er um 14 Uhr auf der Hauptwache des Polizeischutzbereichs 3 in Düsseldorf zusammen mit einem Kollegen an. Ihr Streifenwagen hatte die Kennung ‘Düssel 13/17’. Der Auftrag: „Wir sollten Zivilstreife fahren.“ Reinhard und sein Kollege führten zunächst ‘Kontrollen an Lichtzeichenanlagen durch’. Wer bei Rot fährt, hat verloren. Während die beiden anschließend auf der Hauptwache mit dem Anzeigenschreiben beschäftigt waren, erhielten sie einen neuen Auftrag von ihrem Dienstgruppenleiter. „Fahrt doch mal eben zur Wache Karlstraße. Da gibt es Hinweise auf einen Terroristen.“ (Viele Leute haben damals viel gesehen.) Längst war die Zeit angebrochen, in der man bei einem solchen Hinweis nicht mehr gleich ein Sondereinsatzkommando in Marsch setzte. Fahrt doch mal eben zur Wache Karlstraße. Die Devise: Kommen, Sehen, Regeln, Gehen.

Sie sind zu zweit, als sie das China-Restaurant Shanghai betreten. „Wir hatten tausend Fragezeichen im Kopf. Der Mann, von dem der Hinweis kam, war ziemlich sicher, im Shanghai Willy Peter Stoll erkannt zu haben.“ [Willy Peter Stoll, Mitglied der RAF und Mitglied des ‘Kommando Siegfried Hausner’, das die Schleyer-Entführung plante und durchführte. Die Entführung fand am 5. September 1977 statt.]

„Der ist im Shanghai. Wenn man da rein kommt, ist auf der rechten Seite ein Mauervorsprung, an dem ein Zigarettenautomat hängt. Der Tisch direkt hinter der Nische ist der Tisch, wo er dran gesessen hat“ – so erinnert sich Reinhard später an die Worte des Hinweisgebers. Der hatte den Mann vorher folgendermaßen beschrieben: „Er ist ungefähr 25 bis 28 Jahre alt, hat einen dünnen Oberlippenbart und trägt eine Brille mit dünnem Metallrand.“ (Damals haben viele Leute viel gesehen.) Reinhard und sein Kollege bekommen den Auftrag, „in die unmittelbare Nähe des Lokals zu fahren und zu beobachten, ob die Person das Lokal verlässt.“

Die beiden Polizisten erreichen ihren Einsatzort und erhalten einige Minuten später die Anweisung, das Lokal zu betreten, um festzustellen, „ob die Person noch drinnen ist“. Sie werden von ihrem Dienstgruppenleiter zur Vorsicht ermahnt.

Der Tod im Shanghai

Im Lokal finden Reinhard und sein Kollege alles so vor, wie vom Hinweisgeber beschrieben. Sie nehmen an einem Tisch gegenüber dem Verdächtigen Platz. „In dem vorderen Bereich des Lokals waren außer uns  keine weiteren Gäste zu sehen, wohl aber in dem hinteren Raum.“ Papa, warum hast du das Feuerzeug in den Setzkasten gelegt? „Der Kellner kam an den Tisch und legte uns eine Speisekarte vor. Wir bestellten zunächst jeder eine Cola. Der Kellner ging zurück. Der bewusste Mann hatte uns scheinbar noch gar nicht bemerkt. Der las irgendwas.“

Dann hat Reinhard die Idee mit dem Feuerzeug. Er besitzt eines dieser damals neumodischen Dinger, die mittels Elektrozündung arbeiten. „Du kippst oben den Drücker zur Seite. Dann macht es Klick, und die Flamme ist da.“ Eins ist sicher: Reinhards Feuerzeug ist defekt. Da ist der Klick, aber es kommt keine Flamme. Reinhard bietet dem Kollegen eine Zigarette an. Will ihm Feuer geben. Erwartungsgemäß funktioniert das Feuerzeug nicht. Reinhard steht auf und geht zum Tisch gegenüber. Da liegen eine Packung Zigaretten und ein Feuerzeug. Noch während er losgeht, lässt Reinhard sein Feuerzeug klicken. Wieder und wieder. Dann steht er vor Stoll. „Kann ich mal Feuer haben?“ Papa, wozu hast du das Feuerzeug in den Setzkasten gelegt? „Der hat dann irgendwas gemurmelt, das ich nicht verstehen konnte.“ Reinhard steckt sich die Zigarette an, legt das Feuerzeug wieder auf den Tisch und  geht zurück. Auf halber Strecke zu seinem Kollegen wirft er die Kippe auf den Boden, zieht seine Heckler & Koch, Kaliber 9 Millimeter, aus dem Holster und dreht sich um.

Doubletten

„Polizei! Hände hoch! Keine Bewegung!“ Wenn das jetzt ein normaler Bürger ist, dann nimmt der doch die Hände hoch, denkt Reinhard, aber der Mann am Tisch hebt nicht die Hände. Er greift in seine Jacke und zieht eine Pistole. Jetzt ist der Augenblick, der alles entscheidet. Reinhard schießt zwei Doubletten. „Du schießt immer eine Doublette. Zwei Schuss in Folge. So haben wir es gelernt.“  Abends wird Reinhard seine Aussage machen, die ungefähr so lautet:

„Als er versuchte, die Waffe auf mich zu richten, habe ich sofort geschossen. Ich glaube, viermal hintereinander. Ganz kurz hintereinander. Ich glaube auch, dass mein Kollege in diesem Augenblick auch geschossen hat. Der Mann wurde nach hinten gegen den schon erwähnten Mauervorsprung geschleudert und sackte nach rückwärts zusammen. Als er noch versuchte, die Waffe zu bewegen, griff ich sofort zu, um sie ihm abzunehmen. Ich glaube aber, dass sie ihm schon aus der Hand gefallen war. Erst jetzt merkte ich, dass die Waffe des Mannes in einem selbstgemachten Wildlederfutteral steckte. Der Mann röchelte.“ Wenn der Tod Wirklichkeit wird, hat die Theorie des Tötens ihr Ende erreicht. Es ist der 7. September, 19.11 Uhr, als im Shanghai ein Mensch stirbt. Es ist ein Jahr, einen Tag und knapp zwei Stunden nach der Schleyer-Entführung.

Die moralische Ankunft

Der Präzisionsschütze Reinhard hat getötet. Ausgeführt wie eingeübt. Aber: Diesmal war es keine Patronenhülse. Diesmal war es auch keine Schablone. Reinhard weiß, dass der, den er getroffen hat, tot ist, aber das ist ein Wissen ohne Inhalt. Die ‘moralische Ankunft der Tat’ findet erst zwei Tage später statt. Zwischendurch: Die Stille nach dem Schuss.

Reinhards Zittern beginnt, als Kollegen das Lokal betreten. Jetzt spielen die Nerven verrückt. Jetzt setzt die erste Phase des Begreifens ein. Noch 29 Jahre später ist jede Sekunde abrufbar. Jedes Detail. Es gibt kein Vergessen. Aber es gibt Einsamkeit. Reinhard ruft seine Frau an. „Es hat eine Schießerei gegeben“, sagt er. „Nix passiert.“ „Du rufst nicht deine Frau an und sagst: Ich hab’ da gerad’ einen Mann erschossen.“ Reinhard wird abends eine Aussage machen. Er wird am nächsten Tag zur Arbeit gehen. Kein Psychologe wartet auf ihn. „Das war damals nicht dran.“

Es beginnt: Die moralische Ankunft der Tat. Und es beginnt die Einsamkeit der Geheimhaltung. Reden darf Reinhard über das Geschehene nicht. Es ist Terror-Zeit. Niemand soll den Namen des Beamten erfahren, der den Mann erschossen hat, der Willy Peter Stoll hieß.

Eine andere Wirklichkeit

In der anschließenden Untersuchung wird völlig klar: Reinhard hat in Notwehr gehandelt. Aber was nutzt das schon? Da bleibt der Tod. Und es bleibt das Gerede. „Wenn ich damals mit meiner Frau rausgegangen bin, wurde natürlich auch im Bekanntenkreis über die Sache gesprochen. Das war zum Teil völlig absurdes Zeug. Dann sitzt du mittendrin und darfst nichts sagen. Nichts richtigstellen. Das ist die Hölle.“

In den Gazetten des nächsten Tages hätte Reinhard eine andere Wirklichkeit gefunden:

… Er (der Hinweisgeber) greift zum Telefon und wählt mit zitternden Fingern die Nummer der Polizei. Es vergehen Minuten, dem Kellner kommen sie wie Stunden vor. Doch dann sind endlich Polizeibeamte da, in Uniform, die Pistole hat einer von ihnen schon in der Hand. Zielstrebig gehen die Schupos an den Tisch des Verdächtigen. Er sitzt in der Mitte des Lokals, einsam an einem Tisch. „Ihre Papiere, bitte“, verlangen sie. Der junge Mann greift zu seiner Hängetasche. Der Beamte schaut ganz genau hin, so, als spüre er förmlich, dass es in diesen Sekunden um sein Leben geht. Den Lauf der Pistole bekommt der Verdächtige noch heraus, er kann ihn sogar noch auf den Polizisten richten, dann fallen vier Schüsse.

Eine faktenbefreite, leserfreundliche Zweitwirklichkeit, in der uniformierte Beamte mit gezogener Waffe ins Shanghai stürmen. Reinhard hat in den „Tagen danach“ keine Zeitungen gelesen und das Richtige getan. Richtigstellung? Fehlanzeige, denn: In der Zeit des Terrors ist die Geheimhaltung Teil der Sicherheit.

Du denkst: Gleich ist es aus

Trotzdem: „Ich hatte Schiss. Jede Menge. Du stehst an einer Ampel und jemand sieht dich an. Du denkst sofort: Jetzt ist es aus. Jetzt rächen die sich an dir. Oder an deiner Familie.“ Fünf Jahre lang bestehen Reinhards Nächte aus Schweißbädern und Albträumen. „Immer wieder ist da dieses Restaurant. Immer wieder die Frage: Was hättest du denn anders machen können, damit das nicht passiert wäre?“ Die Suche nach der billigenden Instanz bleibt erfolglos. Reinhard und die Religion: „Das kommt nicht zusammen. Bei all dem, was ich erlebt habe, ist mir der Glaube abhanden gekommen, dass es einen Gott gibt. Wenn es ihn gäbe, er könnte all das doch nicht zulassen.“

Ich wär doch längst vergessen

Knapp dreißig Jahre danach ist der Deutsche Herbst wieder in aller Munde. Als es kürzlich um mögliche Begnadigungen für RAF-Mitglieder ging, kam für Reinhard die Erinnerung zurück. Und die Gewissheit: Die dürfen nicht begnadigt werden. „Wenn das damals nur einen Tick anders gelaufen wäre, dann wäre ich doch jetzt schon 29 Jahre tot. Der Typ würde weiter herumspazieren, Bücher schreiben und Talkshows besuchen. Meine Kinder würde es nicht geben. Meine Frau hätte einen anderen geheiratet und mich längst vergessen.“ Aber es ist gelaufen, wie es ist. Reinhard hat zwei Kinder: Sohn und Tochter. „Mein Sohn ist auch bei der Firma.“ Er hat — zehn Jahre ist es her — die Geschichte seines Vaters gehört. Der Setzkasten steht längst nicht mehr im Wohnzimmer. Aber die Vergangenheit verschwindet nie.

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001

Protokoll einer Vernehmung

Düsseldorf, den 06.09.1978
Betr.: Schusswaffengebrauch gegen angebl. Terroristen
Hier: Vernehmung des eingesetzten Polizeibeamten X.

Vorgeladen auf die Dienststelle erscheint der Polizeimeister  X, geboren 04.04.1954 in Y, wohnhaft in … , in Düsseldorf, Dienststelle Hauptwache, Schutzbereich X  und erklärt:
Ich soll hier zeugenschaftlich zu einem Schusswaffengebrauch währen meiner heutigen Dienstzeit gehört werden. Ich weiß, dass ich wahre Angaben machen soll. Die Belehrung ist von mir verstanden worden. Zu dem Hergang kann ich folgende Angaben machen:

Meinen Dienst habe ich heute um 14.00 Uhr auf der Hauptwache der Polizeischutzbereiches X zusammen mit meinem Kollegen Z in Zivil auf dem Streifenwagen „Düssel 11/17“ angetreten. Der Auftrag war – wie in allen ähnlichen Diensten – der, im Schutzbereich als sog. Zivilstreife zu fahren.
Nachdem wir u.a. Kontrollen an der Lichtzeichenanlage Ernst-Reuter-Platz/Corneliusstraße durchgeführt hatten, waren wir auf der Hauptwache gerade dabei, die entsprechenden Anzeigen zu schreiben, als unser Dienstgruppenleiter der PK [Polizeikommissar] … zu uns kam und uns folgendes mitteilte: „Fahrt doch mal eben mit zur Wache Karlstraße, wir haben dort einen Hinweis auf einen Terroristen.“ Außerdem erfuhren wir noch, dass die Hinweisgeberin noch am Ort sei. Somit war eine besondere Einsatzfahrt unter Zuhilfenahme von Sonderrechten nicht erforderlich. Wir begaben uns zum Fahrzeug, einem PKW, handelsüblich, der Marke Audi 80, Farbe beige, und fuhren im üblichen Verkehrsfluss zur Wache Karlstraße. Unser Dienstgruppenleiter fuhr mit einem Streifenwagen dorthin.  Die Zeit weiß ich nicht genau, es muss so gegen 18.30 Uhr gewesen sein. Als wir an der Wache „Karlstraße“ vorfuhren, sahen wir unseren Dienstgruppenleiter mit einer Frau vor der Wache stehen. Beide unterhielten sich. Der Kollege … hat dann der Frau die Fahndungsfotos der sog. terroristischen Gewalttäter gezeigt, sie blätterte diese durch und tippte dann auf den gesuchten Willy Peter STOLL.

Sie war zwar nicht so ganz sicher, glaubte aber, eine gewisse Änhlichkeit festgestellt zu haben. Als Aufenthalt dieses gesuchten Mannes gab sie folgendes an: „Der ist im China-Restaurant SHANGHAI, wenn man da rein kommt, ist auf der rechten Seite ein Mauervorsprung, an dem ein Zigarettenautomat hängt. Der Tisch direkt hinter der Nische ist der Tisch, wo er drangesessen hat. Das ist an der Oststraße zwischen der Bahnstraße und der Alexanderstraße.“

Ich selbst brachte dann die Frau zum Zwecke der Personalienfeststellung in die Wache. Draußen vor der Wache machten wir dann zusammen mit unseren DGL [Dienstgruppenleiter] eine kurze Lagebesprechung. Ich habe noch vergessen, dass die Frau vorher auch noch den fraglichen Mann uns folgendermaßen beschrieben hat: „Er ist ungefähr 25 bis 28 Jahre alt, hat einen dünnen Oberlippenbart, und trägt eine Brille mit dünnem Metallrand.“

Mehr habe ich von der Personenbeschreibung nicht mitbekommen. Mein Kollege und ich bekamen von dem DGL zunächst den Auftrag, in die unmittelbare Nähe des Lokals zu fahren und zu beobachten, ob diese Person das Lokal verlassen würde. Wir fuhren sofort hin und stellten uns mit unserem Wagen auf der Oststraße, circa 15 Meter rechts vom Eingang zu dem Lokal auf. Wir hatten von diesem Standort gute Sicht zum Lokal und wurden auch nicht gleich von dort erkannt, weil vor uns in den Parkboxen noch andere Wagen standen. Über Funk bekamen wir in der Zwischenzeit mit, dass alle verfügbaren Einsatzfahrzeuge des Schutzbereiches I von dem DGL zusammengerufen wurden – ich glaube zur Stresemannstraße hin. Nach ein paar Minuten Wartezeit erhielten wir von dem DGL über Funk die Anweisung, in das Lokal zu gehen und nachzusehen, ob eine solche Person im Lokal sei.
An unsere Eigensicherung hatte uns der DGL noch vor der Wache Karlstraße erinnert und uns zur Vorsicht ermahnt.
Beide gingen wir dann in das Lokal, der Kollege … ging voran, ich ging direkt hinter ihm. Bei haben wir dann an dem Tisch rechts hinter dem Mauervorsprung eine männliche Person sitzen sehen, auf die die Beschreibung der Frau zutraf.
Mein Kollege und ich nahmen an einem Tisch an der der linken Wand Platz, genau gegenüber von dem Tisch, wo an der rechten Ecke von uns aus gesehen dieser verdächtige Mann saß. In dem vorderen Bereich des Lokals waren außer uns drei Personen keine weiteren Gäste zu sehen, wohl aber im hinteren Raum. Der Kellner kam zu uns an den Tisch und legte uns Speisekarten vor. Wir schlugen diese auf und bestellten zunächst jeder eine Cola. Diese wurde dann auch als Bestellung entgegengenommen und der Kellner ging zurück. Der Mann hatte uns scheinbar noch gar nicht bemerkt. Er war dabei, irgendetwas zu lesen. Weil ich zunächst nicht so recht wusste, wie wir jetzt weiter vorgehen sollten, bot ich meinem Kollegen erst einmal eine Zigarette an. Ich hatte nämlich gesehen, dass auf dem Tisch dieses Mannes auch Zigaretten und ein Einwegfeuerzeug lagen. Da ich genau wusste, dass mein Feuerzeug defekt war, kam mir die Idee, den Mann gegenüber um Feuer zu bitten. Denn nur so konnte ich – ohne aufzufallen – in seine Nähe kommen. Bevor ich losging, habe ich noch mehrfach versucht, mein Feuerzeug in Gang zu bekommen, damit man auch hört, dass es mit dem Feuer nicht klappt. Eine Unterhaltung mit dem Kollegen war auch nicht möglich. Ich glaube, dass in diesem Moment mein Kollege gemerkt hat, was ich vorhatte.  Ich stand auf, ging zu dem Mann am Tisch gegenüber und bat ihm um Feuer mit den Worten: „Kann ich bitte mal Feuer haben?“
Er murmelte irgendetwas vor sich hin, was ich nicht verstanden habe, aber gleichzeitig deutete er auf sein Feuerzeug, ich glaube, sogar mit der rechten Hand. Ich steckte mir dann eine Zigarette an und legte das Feuerzeug wieder auf den Tisch zurück. Dann drehte ich mich kurz nach rechts herum, so, als ob ich weggehen wollte. Ich griff sofort mit meiner rechten Hand in mein Schulterhalfter, zog meine Dienstwaffe, es ist eine HECKLER & KOCH, Kal. 9mm, drehte mich sofort um und rief dann laut: „Polizei, Hände hoch, keine Bewegung!“ Dabei hielt ich meine Waffe mit beiden Händen im Anschlag auf den Mann gerichtet. Der Mann zuckte sofort fürchterlich zusammen und sah mich an. Ich habe noch einen Schritt nach links gemacht, bis unmittelbar vor die Sitzbank, an derem anderen Ende der Mann saß. Er drehte sich noch etwas zu mir bzw. von sich aus zur rechten Wand hin. Ich konnte sehen, wie der Mann beide Hände in Höhe seines Bauches vor sich so hielt, dass seine Handflächen nach unten zeigten. Ich war in diesem Moment ca. 1,5 Meter von diesem Mann entfernt. Der Kollege … war nach meinem Anruf sofort aufgesprungen und mit der Waffe in der Hand links neben dem Mann in Anschlag gegangen. Der Mann konnte nich mehr aus der Sitzbank heraus. Ich sah, wieder der Mann plötzlich mit einer Hand – ich meinte, es war seine rechte Hand – an die Seite unter seine Jacke griff. Ich habe ihn aber nicht packen können. Dafür sah ich, dass er eine Pistole zog. Als er versuchte, die Waffe auf mich zu richten, habe ich sofort geschossen. Ich glaube, viermal hintereinander – ganz kurz hintereinander. Ich glaube auch, dass mein Kollege in diesem Moment auch geschossen hat. Aber das war ja in dem Lokal so laut, dass ich nicht ausgemacht habe, wieviele Schüsse insgesamt gefallen sind. Der Mann wurde nach hinten gegen den schon erwähnten Mauervorsprung geschleudert und sackte nach rückwärts zusammen. Als er noch versuchte, die Waffe zu bewegen, griff ich sofort zu, um sie ihm abzunehmen. Ich glaube aber, dass sie ihm schon mehr aus der Hand gefallen war, als dass ich sie ihm entwenden musste. Erst jetzt merkte ich, dass die Waffe des Mannes in einem vermutlich selbstgemachten Wildlederfutteral steckte. Der Mann röchelte.

Ich rief sofort durch das Lokal: „Hier ist die Polizei, sofort Notarztwagen und die Polizei anrufen!“ Da zunächst keiner reagierte, hat auch noch der … gerufen. Aber schon nach wenigen Augenblicken kamen schon unsere Kollegen durch die Tür ins Lokal gestürzt. Wir haben dann zunächst den Tisch, an dem er gesessen hatte, zur Seite geschoben, um den Mann zu durchsuchen.
Der Kollege … hat dann wohl auch in den Taschen dieses Mannes Magazine mit Munition gefunden. Mein Kollege und ich setzten uns erst einmal hin, denn wir hatten den Schreck noch nicht verdaut. Wir haben dann wohl noch kurz geschildert bzw. dem Dienstgruppenleiter berichtet, was vorgefallen war. Unterdessen kam dann der Notarztwagen und hat den verletzten Mann abztansportiert. Kurz darauf erschienen dann auch Beamte der hiesigen Kriminalpolizei.  Mehr kann ich dazu momentan nicht sagen. Ich glaube, dass ich nicht ausgelassen habe.
(Geschlossen, selbst gelesen, genehmigt und unterschrieben: … )
Düsseldorf, den 30. 10. 1978

Betr: Schusswafengebrauch gegen den terroristischen Gewalttäter Peter Willy  S t o l  l; hier: erneute Vernehmung des Polizeiobermeisters …
Zur Dienststelle gebeten erscheint der Polizeiobermeister … und erklärt: Der Grund meiner heutigen Vernehmung wurde mir mitgeteilt. Ich soll zu einigen noch verbleibenden Unklarheiten bezüglich des Schusswaffengebrauchs gegen Willy Peter STOLL gehört werden. Meine Rechte sind mir bekannt. Ich werde hier weiterhin Angaben zur Sache machen und mich dabei weiterhin an die tatsächlichen Geschehnisse halten. Ich habe am vergangenen Mittwoch, 25. 10. 1978, an der Rekonstruktion des Handlungsablaufes vom 6. 9. 78 teilgenommen. Ich habe mich hierzu bereiterklärt, allerdings unter dem Vorbehalt, dass ich nicht fotografiert werde. Ich möchte aus Sicherheitsgründen vermeiden, dass mein Lichtbild in der Akte erscheint. Bei der Rekonstruktion wurde meine Rolle von einem anderen Beamten dargestellt. Ich habe diesen Beamten in die jeweilige Handlungsphase eingewiesen. Der Mann hat so agiert, wie ich meine Handlungen vom 6. 9. 78 erinnerte. Am heutigen Tage habe ich hier die Lichtbilder der Rekonstruktion eingesehen. Der Handlungsablauf ist auf diesen Bildern sachlich richtig dargestellt. Es wurde alles so fotografiert, wie ich es erinnerte. Ich hatte hier soeben Gelegenheit, meine Vernehmung vom 6. 9. 78 noch einmal in Ruhe zu lesen. Nach meiner Erinnerung hat sich alles so abgespielt, wie es damals geschildert habe. Von mir aus habe ich keine Berichtigung anzufügen. Mit wurd gesagt, dass noch einige Unklarheiten zu erhellen sind. Ich bin bereit, dazu durch meine Angaben beizutragen, so weit mir dies möglich ist.

Frage:  In Ihrer Vernehmung ist noch nichts zum Zustand Ihrer Waffe bei Betreten des Lokals ausgesagt worden. Würden Sie diesen Zustand beschreiben.

Antwort: Die Waffe war geladen, entspannt und entsichert. Im Magazin befanden sich neun Patronen, eine Partone saß bereits im Patronenlager. Die Waffe trug ich in meinem Schulterhalfter an meiner linken Brustseite. Die Waffe war durch meien Lederjacke verdeckt. Meine Lederjacke und auch mein Halfter wurden von dem Kollegen bei der Rekonstruktion getragen, der meine Rolle darstellte.

Frage: Sie sprachen in Ihrer Vernehmung vom 6. 9. 78 davon, dass Sie mit dem Kollegen … genau gegenüber dem Mann an einem Tisch Platz nahmen. Der Kollege … spricht von „schräg gegenüber“. Welche Darstellung ist richtig?

Antwort: Ich bin bei meiner ersten Vernehmung hier nicht richtig verstanden worden. Tatsächlich haben wir so gesessen, wie der Kollege … dies angegeben hat. Dies wurde auch während der Rekonstruktion richtig dargestellt. Mir ist dieser Fehler in meiner Aussage in der Aufregung beim Durchlesen am 6. 9. 78 nicht aufgefallen. In diesem Zusammenhang wurde bei der Rekonstruktion auch festgestellt, dass die beiden Cola-Flaschen, die mein Kollege und ich bestellt und bekommen hatten, nicht auf unserem Tisch standen, sondern auf dem Nachbartisch, nämlich dem ersten Tisch an der linken Hängewand hinter den Blumenkästen. Hierzu möchte ich erklären, dass die Flaschen erst nach dem Schusswaffengebrauch serviert wurden. Sie wurden dann später auf den Nachbartisch gestellt, wo sie bei der Tatbefundaufnahme vorgefunden wurde.

Frage: Sie erklärten bei Ihrer Vernehmung vom 6. 9. 78: „In dem vorderen Bereich des Lokals waren außer uns drei Personen keine weiteren Gäste zu sehen, wohl aber im hinteren Raum.“ Würden Sie bitte dies näher erläutern? Haben Sie noch weitere Gäste gesehen? Wenn ja, wie viele?

Antwort: Ich habe im vorderen Bereich tatsächlich keine weiteren Personen gesehen. Im hinteren Bereich sind mir bei Betreten des Lokals drei oder vier Kellner aufgefallen, die durch ihre Bekleidung als solche zu erkennen waren. Gäste sind mir erst gar nicht weiter aufgefallen. Erst nach dem Schusswaffengebrauch, nachdem ich ins Lokal „Hier ist die Polizei, sofort Notarztwagen und Polizei anrufen“ gerufen hatte, fiel mir ein Mann im hinteren Bereich des Lokals auf. Der Mann sprach mit dem Kellnern und war mit diesen wohl auch bekannt. Es waren aber, als ich diesen Mann, wie beschrieben, sah, schon einige Minuten seit dem Schusswaffengebrauch vergangen. Es waren zu diesem Zeitpunkt, wie ich mich jetzt erinnere, auch schon etliche Kollegen im Raum. Die Personalien dieses Mannes dürften von den Kollegen festgegalten worden sein. Ich möchte an dieser Stelle einfügen, dass keine Person das Lokal verlassen hat, bis meine Kollegen eintrafen. Ich hatte mit dem Kollegen … abgesichert und auch darauf geachtet. Von dem soeben erwähnten Mann kann ich nur sagen, dass er etwa 45 Jahre alt gewesen sein dürfte. Eine nähere Beschreibung kann nich mehr geben.

Frage:  Sie erklärten in Ihrer Vernehmung vom 6.9. 78: „Der Kollege … war nach meinem Anruf sofort aufgesprungen und mit der Waffe in der Hand  links neben dem Mann in Anschlag gegangen.“ Würden Sie den Standort des Kollegen genauer beschreiben?

Antwort: Der Kollege stand vor der Längsseite des Tisches, dem Peter Stoll gegenüber. Stoll zeigte dem Kollegen … im Verlaufe des Schusswechsels die linke Schulter. Daher dürfte der Ausdruck „links neben dem Mann“ in die Vernehmungsniederschrift aufgenommen worden sein.

Frage:  Sie haben beschrieben, wie Sie zugegriffen haben, als Stoll seine Waffe zog. Wie hoch hatte er die Waffe schon, als Sie Ihre abwehrende Hangebewegung machten?

Antwort: Ich griff schon nach der rechten Hand des Stoll, als dieser seine Hand unter die Jacke führte. Als ich dann die zugreifende Bewegung vollzog, hielt Stoll die Waffe bereits in der rechten Hand und hob sie hoch mit dem Mündung in meiner Standrichtung.

Frage: Wie hoch und in welcher Richtung hielt Stoll die Waffge, als Sie schossen?

Antwort: Er hatte die Waffe hochgehoben und hielt sie in meine Richtung. Dabei zielte er in etwas in Richtung meiner Unterleibes. Ich habe dann augenblicklich geschossen. Meine linke Hand befand sich zu diesem Zeitpunkt noch von der vorangegangenen Armbewegung seitlich vor der Mündung meiner Waffe. Nach Schussabgabe habe ich später festgestellt, dass die Außenfläche meiner Hand, d. h. der Handrücken der linken Hand, voller Pulverspuren und minimalen Verbrennungen war. Dies dürfte vom Mündungsfeuer meiner eigenen Waffe herrühren.

Frage: Zu welchem Zeitpunkt wurde der Tisch, an dem Stoll saß, weggezogen. Es hat sie hier eine unterschiedliche Aussage Ihres Kollegen … ergeben.

Antwort: Ich habe zunächst die Waffe des Stoll an mich genommen und hinter mich auf den Nachbartisch gelegt. Dann bin ich vor die Längsseite des Stoll-Tisches gegangen und habe mit meinem Kollegen gemeinsam den Tisch zur Raummitte hin gezogen. Daher dürfte auch der dort vorher platzierte Stuhl umgefallen sein. Den anderen Stuhl hatte ich nach Ablegen der Waffe und vor dem Wegziehen des Tisches abgezogen. In meiner ersten Vernehmung war dies missverständlich augedrückt. Es war so, wie ich es hier jetzt geschildert habe.

Frage: An wen und wann haben Sie Ihre Waffe abgegeben? Was geschah mit Stolls Waffe?

Antwort: Ich habe Stolls Waffe dann noch einmal von dem Nachbartisch weggenommen und sie auf den weggezogenen Tisch gelegt, damit sich sie im Blickfeld hatte. Ich kann nicht genau sagen, wer die Waffe Stolls sichergestellt hat. Meine Waffe habe ich bei Beginn der Vernehmung am 6. 9. 78 im Polizeipräsidium Düsseldorf an den vernehmenden Beamten ausgehändigt.

Geschlossen, gelesen, genehmigt und unterschrieben: …