Schreibkraft
Heiner Frost

Lesart Landschaft

Es geht um Lesarten, Dialekte, Variationen eines Themas. Die Doppelausstellung im Museum Schloss Moyland, die am Sonntag (übrigens zeitgleich mit einer Ausstellung im Museum Kurhaus Kleve) eröffnet wird, widmet sich dem Thema Landschaft.

Landschaft links, Landscapes rechts

Da sind zum Einen die Arbeiten von Johann Peter Heek – im rechten Erdgeschoss des Schlosses unter dem Thema ‚Landschaften‘ zu sehen, und dann wären da – biegt man links ab – die ‚Landscapes: Florenz & Istanbul‘. Heek ist einer, der das, was er portraitierte, gut kannte. Hauptdarsteller seiner Bilder: der Niederrhein – und der ist ein großartigbescheidener Erzähler. Eben so sind auch Heeks Arbeiten: Sie spielen sich nicht auf: sie bilden ab, ohne dem Fluch des ‚jetztmussmanaberbitteschönerkennenkönnenwodasgemaltwurde‘ folgen.

Ahnungserzählung

Heeks Niederrhein erzählt von der Ahnung – er erzählt von der Schnittstelle, an der eine Landschaft zur geometrischen Vokabel wird. ‚Landstraktionen‘ auf intimster Ebene. Wichtig: Es findet eine lautlosevielsagende Transformation ins Abstrakte statt – Heeks Niederrhein ist eine Seelenstudie, die auch in den Augenblicken scheinbarer Abstraktion nie erstarrt, obwohl in allen Bilder kein Windhauch zu spüren ist. Da liegt eine stille Landschaft, die im Kopf des Betrachters mit Lauten und Aromen angefüllt wird. Gerahmt sind die Bild bodenständiggeerdet. Das Holz: schlicht wie die Landschaft.

Vielstimmig, vielschichtig

Auch die ‚Landscapes: Florenz & Istanbul‘ widmen sich dem Landschaftlichen: Vielstimmig und vielschichtig das Ensemble der vertretenen Künstler. Während man in Heeks Bildern nie die Landschaft aus den Augen verliert, erfindet man ‚jenseits des Ganges‘ das Wort von der Stadtschaft, denn es geht, obwohl Menschen nicht auftauchen – mehr als bei Heeks Spurensuche – um den Dialog von Ursprünglichkeit und Abänderung. Es geht um das Bildhafte einerseits und den Weg in die (orientalische) Ornamentik andererseits. Auch bei den Landscapes wird die Linie zwischen anscheinend realistischer Darstellung und Abstraktion deutlich – und Deutlichmachung hat auch hier etwas mit Grenzübertretung zu tun. Land- und Statdschaften bilden Varietäten. Dazu kommen die Dialekte der Künstler. Museal formuliert klingt es so: „Ausgehend vom Sammlungsbestand des Museums untersucht die Ausstellung die Bedeutung der Natur und ihren fragilen Status in der Kunst vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart des Landschaftsbildes am Niederrhein. […] Zugleich bringt die Schau Künstler:innen aus Deutschland, der Region Niederrhein und den Niederlanden in einen bereichernden, fruchtbaren Dialog mit jenen aus der Türkei und dem das Nahen Ostens.“
Zu beiden Ausstellungen ist jeweils ein Katalog erschienen, ‚Landscapes‘ ist bis zum 19. August, Heek bis zum 20. August zu sehen. Die Ausstellungseröffnung in Moyland findet am Sonntag, 19 März, um 11.30 Uhr statt.