Schreibkraft
Heiner Frost

Handwerker gesucht

Wenn Philipp Welke stolz erzählt, dass er einen Galgen gebaut hat, muss niemand sich Sorgen machen. Hinrichtungen sind nicht geplant. Welke ist einer von Dreien aus dem Handwerkerteam im Klever Tiergarten. Welke ist 34 und ist seit September 2024 Teil der Belegschaft. Er hat Glaser und Tischler gelernt („Ich habe beide Ausbildungen abgeschlossen”) und als Welke die Ausschreibung des Tiergartens (Handwerker gesucht) sah, hat er sich „einfach mal beworben”. Die Sache hat geklappt. „Ich wurde erst mal zum Probearbeiten eingeladen”, erinnert er sich und was er gearbeitet hat, muss wohl in Ordnung gewesen sein.

Tüfteln

Zurück zum Galgen, der natürlich einen Vornamen hat: Futter. Was ist ein Futtergalgen? Nun ja, das ist eine Vorrichtung, die tatsächlich ein bisschen aussieht wie ein Galgen – nur wird dort statt eines Delinquenten ein Fuutterkorb eingehängt, der dann mittels eines Kettenzuges auf- und abgelassen werden kann. „Ich habe mittlerweile auch schon einen schwenkbaren Galgen gebaut”, sagt Welke. Das Austüfteln einer solchen Konstruktion mache ihm Spaß. Und wie es so ist: Wenn die Arbeit Spaß macht, wird sie am Ende nicht als Arbeit empfunden. „Manchmal merke ich plötzlich, dass ich vor einer Stunde Mittagspause hatte”, erzählt Welke.

Wieder was gelernt

Mittlerweile könne er, wenn er mit Freunden oder Verwandten durch den Tiergarten gehe, immer öfter mal sagen: „Guck mal – das ist von mir.” Eines seiner ersten Großprojekte: Der Bau der Trampeltieranlage. Teamwork. Sein erstes Soloprojekt: ein neuer Unterstand für die Bulgarenziegen. Zwischendrin: Bau von Tranportkisten oder Behausungen für die Agutis. (Agutis sind Nagetiere.) Auch Infotafeln an Gehegen müssen angebracht werden. Beim Anbringen: Textlektüre. „Wussten Sie schon, dass Stachelschweine ihren eigenen Kot fressen? Es ermöglicht ihnen, an Nährstoffe zu gelangen, die beim ersten Verdauen nicht vollständig aufgenommen wurden.” Wieder was dazu gelernt.

Eingekleidet

Wenn Welke morgens zum Dienst erscheint, bekommt er die To-Do-Liste. Die wird dann abgearbeitet. Zum Dienantritt im September gabˋs auch das Kleidungspakt: T-Shirts (natürlich mit Tiergartenenblem) Kappe, Jacken, Regenzeug und Thermo-Unterwäsche. Natürlich alles in der passenden Größe.
Manchmal, wenn Welke auf dem Gelände unterwegs ist, sprechen ihn Gäste an und stellen Fragen. „Die wissen ja nicht, dass ich kein Tierpfleger bin sondern einer aus dem Handwerkerteam.“ Familie hat Welke noch nicht – wohl eine Freundin. Sie haben zuhause Meerschweinchen und Hamster. „Meine Freundin hat die Meerschweinchen, ich die Hamster.” Die Frage, wer die Hamsterbehausung gebaut hat, wäre rein rhetorisch.

Inspizient

Welke ist natürlich nicht nur für „Neubauten” zuständig. „Ich inspiziere auch einmal pro Woche unseren Spielplatz.” Sicherheit ist wichtig. So kann es sein, dass Welke auch mal auf der Rutsche zu erleben ist oder durch die Röhren kriecht. Ein Foto? Lieber nicht auf der Rutsche. Vielleicht neben dem Galgen. Mit dem Akkuschrauber in der Hand. „Den habe ich eigentlich immer dabei, wenn ich auf dem Gelände unterwegs bin.” Vielleicht noch ein kleiner Rundgang mit dem Zeigen der Welke Arbeiten? Gerne doch.