Schreibkraft
Heiner Frost

Generationswechsel – eine Theaterbaustelle

Es gibt Institutionen im Klever Kulturkosmos, die man sich nicht wegdenken möchte. Eine davon ist mit Sicherheit das Theater im Fluss (TiF).

30 Jahre Theater

Gegründet wurde TiF vor 30 Jahren. Untrennbar mit TiF verbunden ist der Name Harald Kleinecke.
„1993 entstand das Projekt im Ruhrgebiet.“ Auf der Homepage liest sich das wie folgt: „Theater im Fluss ist ein 1993 von Schauspielern und Kulturschaffenden anderen Genres gegründeter, gemeinnützig anerkannter Verein und Mitglied im Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, sowie der Landesarbeitsgemeinschaft Kulturelle Dienste/Jugendkunstschulen (LKD).“

Seit 23 Jahren in Kleve

Harald Kleinecke (r.) und Yannis van Soest.

Mittlerweile ist die Theaterkunstschule auf dem Panier-Gelände an der Ackerstraße zuhause. Kleinecke: „Wir sind jetzt seit 23 Jahren hier auf dem Gelände. Anfangs waren wir im rechten Flügel unterbracht.“ Vor zwölf Jahren dann der Umzug in die heutige Spielstätte. Im Jahr 2017 wurde das TiF mit dem Kulturpreis der Stadt Kleve ausgezeichnet. Fünf Theaterpädagogen bieten Kurse an. Einer von ihnen ist Yannis van Soest. „Ich schätze, dass wir alles in allem pro Jahr zwischen 900 und 1.000 Jugendliche betreuen. Wir sprechen da einerseits von festen Theatergruppen, die sich wöchentlich treffen und zusätzlich von Ferienworkshops.“ Die Theaterkurse sind aber längst nicht alles, was TiF anzubieten hat. Van Soest: „Es gibt Filmworkshops, das Mifgash Frauencafé findet in unseren Räumlichkeiten statt, dazu kommt einmal im Monat die ‚Weltreise‘ und dann wäre auch noch die Kunstbude zu nennen.“

TiF ist aber nicht nur auf dem Gelände an der Ackerstraße tätig. Harald Kleinecke: „Wir arbeiten auch mit Schulen zusammen und machen Auftragsproduktionen – unter anderem beispielsweise für den Opferschutz der Kreispolizeibehörde oder die Caritas. Außerdem gibt es eine Kooperation mit der Hochschule.“

Janis Krebbers, Lilli Evers und Yannis van Soest

Vom Spieler zum Dozenten und 1. Vorsitzenden

Zurück zu Yannis van Soest: Er ist ein TiF-Produkt. „Ich habe hier als Spieler angefangen. Das müsste vor circa acht Jahren gewesen sein.“ Mittlerweile gehört van Soest zum Dozenten-Team. Seine Ausbildung zum Theaterpädagogen hat er beim „Off Theater“ in Neuss absolviert. Außerdem ist van Soest seit fünf Jahren 1. Vorsitzender des Vereins „Theater im Fluss“, der – so steht es auf der Homepage – „professionelles Schauspiel, theaterpädagogische Projekte, kulturelle Bildung im Präventionsbereich (vor allem für Kinder, Jugendliche und Heranwachsende) fördert.“ Wenn es um den Generationenwechsel geht, ist TiF gut aufgestellt. Er ist schließlich nicht der einzige, der als Spieler begonnen hat und sich jetzt beim Verein engagiert. Van Soest: „Wenn es um die Nachfolge von Harald [Kleinecke] geht, wird mein Kollege Janis Krebbers die Funktion des Geschäftsführers übernehmen.“ Beide, van Soest und Krebbers, sind U30-er. Das Feld ist also bestellt.

Zukunftswerkstatt

Die Zukunft ist zwar unaufhaltsam ist, aber sie fällt trotzdem nicht vom Himmel. Also hielt TiF im November 2022 eine Zukunftswerkstatt ab. Wenn man hört, was beim TiF so alles läuft, vermutet man, dass auch im Hintergrund einiges los ist. Van Soest: „Das ist richtig. Wir haben eigens für Verwaltungsdinge eine Halbtagskraft angestellt. Da geht es beispielsweise um Abrechnungen von Workshops, zu denen wir Zuschüsse bekommen.“ Zuständig ist Janna Körner, die auch den Internetauftritt betreut. Ebenfalls mit im Boot ist FSJ-Praktikantin Lilli Evers – übrigens ist auch sie beim TIF groß geworden.

30.000 Euro und 10.000 Arbeitsstunden

Zwischen 2020 und 2022 wurde im Theater kräftig gebaut. Eine behindertenfreundliche Toilettenanlage wurde mit Unterstützung der Aktion Mensch installiert. Van Soest: „Dazu haben wir die komplette Elektrik erneuert und dafür gesorgt, dass alles hier den Brandschutzvorschriften entspricht.“ Neben rund 10.000 Arbeitsstunden, die quasi in Eigenleistung erbracht wurden, mussten aber natürlich für Elektrik und Brandschutz professionelle Firmen angeheuert werden. Yannis van Soest schätzt, „dass wir alles in allem rund 30.000 Euro investiert haben – die Stunden, die wir alle hier in Eigenleistung erbracht haben, sind da natürlich nicht eingerechnet. Rechtzeitig zu den Jugendkunstschultagen, die im vergangenen Jahr in Kleve stattfanden, waren die Arbeiten abgeschlossen.

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