Schreibkraft
Heiner Frost

Dienst ist Dienst und Würstchen ist Würstchen

Seit kurzem verfügt die Klever Justizvollzugsanstalt über ein „besonderes Einsatzkommando“ in Sachen Rauschgift. Landesweit gibt es vier Teams. Ihre Aufgabe:  Drogensuche. Dass manche Kollegen Hugo jetzt Willi nennen, liegt natürlich an Maja. Maja hebt die Frauenquote im Kleve Knast.

Maja ist bildhübsch und interessiert sich  nicht so sehr für Honig – ihr geht es um Härteres: Opium, Heroin, Haschisch, Marihuana, Amphetamine und Ecstasy bringen ihren Kreislauf in Wallung. Maja ist von Beruf Rauschgiftspürhündin und ihr Willi heißt in Wirklichkeit Hugo. Hugo Hinkelmanns. De beiden sind seit Januar ein Paar und haben soeben die viermonatige Ausbildung an der „Fortbildungsstelle Diensthundewesen des  Landesamtes für Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei“ in Schloss Holte-Stukenbrock mit Erfolg abgeschlossen. Maja hat eigens ein Zeugnis bekommen, das ihr bescheinigt: Sie ist in der Lage, sieben verschiedene Rauschgifte zu finden (siehe oben). Derzeit wird „nachgerüstet“. Die Nummer acht in Majas Rauschgiftspürhündinnenkatalog wird Subotex. Subotex ist eigentlich ein Ersatzstoff für Heroinabhängige – vergleichbar mit Methadon. Die Besonderheit:  Wird Subotex geraucht, entfaltet es heroinähnliche Wirkung. Für Maja ist alle Arbeit Spiel. Wenn sie mit Herrchen Hinkelmanns auf die Suche nach Rauschgift geht, ist es für den Hund ein Spaß – ein anstrengender Spaß allerdings, denn nach der intensiven Durchsuchung mehrerer Zellen braucht Maja erst einmal eine Pause. Nach jedem Fund gibt es ein Spielzeug und reichlich Lob vom Hundeführer. Den Grund für den Einsatz des „Sonderteams“ erklärt Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter wie folgt: „Die Zahl der drogenabhängigen Gefangenen steigt stetig. Über 37 Prozent der Inhaftierten haben eine Drogenproblematik.  Ihnen helfen wir durch Behandlung und Substitution, um sie auf ein Leben in Freiheit und ohne Straftaten vorzubereiten. Die Bemühungen wollen wir nicht durch eingebrachte Drogen zunichtemachen lassen.“ Deswegen sind die neuen „Drogendetektoren“ ausgebildet worden. Maja hat landesweit derzeit nur drei Kolleginnen. Alle Rüden sind in der Vorauswahl gescheitert. So tun derzeit Anni, Gina und Irma ebenfalls Dienst an der Drogenfront. Verstecke gibt es in jedem Knast reichlich – ob in den Zellen oder in den Arbeitsbetrieben. Maja und ihre Kolleginnen sind übrigens ausschließlich als Drogenspürhündinnen und nicht etwa als Schutzhündinnen ausgebildet. „Derzeit wird für Maja und Hinkelmanns an einem Dienstplan gearbeitet. Alles Tun erstreckt sich – noch – auf den Innen- und Außenbereich der Klever JVA. Das könnte sich allerdings ändern, denn es gibt schon jetzt Anfragen aus anderen Anstalten“, sagt Thomas Nebel, stellvertretender Anstaltsleiter. Gleiches wird wohl auch für Majas Kolleginnen gelten, denn natürlich verfügt das Land über weit mehr Justizvollzugsanstalten als Drogenhunde. Drogenhunde sind übrigens steuerbefreit, und im Krankheitsfall begleicht die Justiz die anfallenden Arztkosten. Ansonsten gilt auch für Drogenspürhundhalter: Entsorgung ist wichtig.  Wenn Hund und Herrchen draußen unterwegs sind, hat Hugo Hinkelmanns Schäufelchen und Tüte dabei. Anfang letzten Jahres begann man in der Klever JVA mit der Suche nach einem Hundeführer. Unter den Bewerbern setzte sich Hinkelmanns durch. Hundeführer ist – das war von Anfang an klar – keine Sache, die nach Dienstschluss endet. Der Hund bleibt schließlich nicht im Knast, wenn Hinkelmanns den Heimweg antritt. Familienanschluss ist gefragt. Pro Monat bekommt Hinkelmanns jetzt 85 Euro Futterkostenpauschale für Maja. Und obwohl sie auch schon mal ein Leckerli bekommt, gilt im Dienst: Maja ist nicht bestechlich. Dienst ist Dienst und Würstchen ist Würstchen. „Wir haben das im Vorfeld auch getestet“, erinnert sich Hinkelmanns. „Wenn für Maja die Arbeit beginnt, ist sie hochkonzentriert und durch nichts abzulenken.“ Für Streicheleinheiten ist die junge Dame allerdings durchaus empfänglich. Während einer Demonstration ihres Könnens brachte es Maja beim Auffinden von vorher versteckten Drogen sig glatte und schnelle 100 Prozent Trefferquote. Aber natürlich ist auch die Spürreichweite einer Spezialistin nicht unendlich. Besondere Schwächen fallen allerdings unter das Betriebsgeheimnis.