Schreibkraft
Heiner Frost

Hunde, Hähne, Schlangen, Drachen: China Lights im Tiergarten

Tiergarten Kleve. Samstag, 10. Februar: Premierentag der ‚China Lights‘. Seit 90 Minuten läuft die Veranstaltung. Für Tiergartenchef Martin Polotzek legt sich allmählich die Spannung. Am nachtschwarzen Himmel steht ein Hubschrauber wie hingestempelt. „Das hat nichts mit uns zu tun“, sagt der Chef. „Das ist – hat man mir gesagt – ein externer Polizei-Einsatz.“

„Gigantisch!“

Start zu einem Gang in die Wunderwelt der Lichter. „Heute Nachmittag gegen 15 Uhr hatten wir rund 100 Kartenvorbestellungen; zwei Stunden später waren es circa 500 und jetzt sind 1.000 Leute auf dem Gelände. Das ist fantastisch, oder?“ Polotzek ist zufrieden. „Wenn ich denke, dass wir im letzten September erstmals Kontakt zu ‚China Lights‘ aufgenommen haben und mir jetzt anschaue, was daraus geworden ist, dann kann ich nur sagen: gigantisch.“

Von hier aus geht’s.

Hauptwerkzeug der meisten Besucher: das Smartphone. „Wenn Sie den großen Drachen am Stück aufs Foto wollen, müssen sie hier stehen“, rät einer mit Smartphone in der Hand und deutet auf den Platz, den Idealplatz. Stimmt. Von hier aus geht‘s.

Seismograf

Man ist mit Seismograf angereist: die Ehefrau ist von Sekunde Eins an begeistert. „Unglaublich.“ Das freut den Chef: „Tolle Stimmung – genau so hatte ich mir das vorgestellt.“ Dann geht es auf die Runde. „Es gibt einen vorgeschlagenen Weg. Den haben wir mit Pfeilen markiert“, sagt Polotzek. Es geht vorbei an Zebras, Pfauen, Pinguinen, Flamingos, Schmetterlingen, Quallen mit lichtschimmernden Nebenhaaren. Im Eingangsbereich: leise Musik. Nichts drängt sich auf. Danach nur noch Licht und Stille. Irgendwie ist das wunderbar. Manches leuchtet still – anderes imitiert ein Feuerwerk. Ein leises Flackern in der Zauberkulisse.

Lieblingsstelle

„Das hier ist meine Lieblingsstelle“, sagt Polotzek. „Mir gefällt die Spiegelung im Wasser. Ist das nicht fantastisch?“ Ja. Ist es. Ein Drachen spiegelt sich im mühlteichruhigen Wasser. „Papa, gibt es wirklich Drachen?“, fragt ein Junge. „Nein, nicht wirklich.“ „Aber Flamingos gibt es?“ „Klar.“
10. Februar: der chinesische Neujahrstag. Es beginnt: das Jahr des Drachen. Kein Wunder also, dass gleich mehrere Drachen sich auf dem Gelände tummeln. Einer von ihnen öffnet immer wieder das Maul und wenn man lange genug wartet, steigt Dampf aus dem Maul. Der größte Drachen mag an die 40 Meter lang sein. „Allein der Kopf wiegt 350 Kilo“, sagt der Chef, und strahlt irgendwie mit den Installationen um die Wette.

Zusatzstunden

Bis zum 30. März werden die ‚China Lights‘ im Klever Tiergarten zu sehen sein. Ein nicht zu unterschätzender Mehraufwand. „Normalerweise schließen wir täglich um 17 Uhr. Das ist auch jetzt so, aber um 18 Uhr wird dann für die ‚China Lights‘ wieder geöffnet. Ende ist dann um 21 Uhr.“ Drei Zusatzstunden also. „Für den Kassenbereich haben wir eigens zwei Zusatzkräfte eingestellt“, sagt Polotzek. „Das Team ist unglaublich motiviert.“

65 und kein bisschen ruhig

Apropos motiviert: Zwei Motive stecken hinter der Großveranstaltung. „Zum einen feiert der Tiergarten sein 65-jähriges Jubiläum – das allein wäre schon Grund genug – und zum anderen wollten wir die ansonsten im Tiergarten eher ruhige Winterzeit beleben.“ Diagnose am Premierentag: Der Plan geht auf. ‚China Lights‘ überzeugt mit einer wunderbaren Unaufdringlichkeit. Kein Lärm, kein Sensationshaschen und doch ausgestattet mit dem wunderbaren Sog des Lichts.

Tierkreiszeichen

Und zwischendurch lernt man was. Angaben zu den chinesischen Tierkreiszeichen. „Was bist du?“, fragt Polotzek. Er ist Hund: ‚Menschen, die im Jahr des Hundes geboren sind, bestechen durch ihre Aufrichtigkeit und Loyalität. Sie sind ehrlich und gerecht zu denen, die sie lieben. Nach außen hin wirken sie zwar entspannt, im Innern neigen sie jedoch zu ständiger Angst und Sorge‘, steht da und Polotzek lächelt. „Stimmt.“ „Und wie ist es mit Angst und Sorgen?“ „In den letzten Tagen war da was dran. Bei einem solchen Projekt fragst du dich zwischendurch immer, ob das wohl gut geht. Das gehört dazu.“ Kann man nachvollziehen. Mal schnell bei der besten aller Gatinnen nachschauen. Schlange: ‚Weise, charmant, romantisch, aber auch zur Sturheit neigend.‘ Diagnose: Anfang richtig. Stur? Ein horoskopischer Irrtum. Soll‘s ja geben.

Lebhaft, neugierig

„Und was bist du?“, fragt der Chef. „Hahn.“ ‚Menschen mit dem chinesischen Sternzeichen Hahn sind lebhaft und neugierig. Sie lieben es, neue Erfahrungen zu machen und unzählige Dinge auszuprobieren. Ein Hahn ist ständig auf der Suche nach Antworten.‘ Na denn: „Zufrieden bis hierhin?“, fragt der Hahn. Und der Hund antwortet: „Auf jeden Fall.“

„Klar doch.“

Am Abend eine Bilderstrecke an einen Freund geschickt, der gerade in Dubai ist. Kommentar: „Sieht toll aus. Paris? New York?“ „Nö. Tiergarten Kleve.“ „Hammer! Echt. Bin Anfang März im Lande. Geh‘n wir hin?“ „Klar doch.“